Ode an die Langsamkeit

Die Geschichte ist gewidmet meiner Amiga P. mit der man auch ganz wunderbar über Sex plaudern kann, wobei die Betonung auf "über" liegt und ich damit andere dativistische bzw. akkusativische Präpositionen ausschließe.
P. ist Chilena und vorab möchte ich hier äußern, dass wenn es auf dieser Welt eine Auszeichnung für die Vergeudung von Zeit auf Wegen gäbe, garantiert ein Chilene prämiert werden würde. Ich gerate hier oft schon (nein immer) beim Laufen in Konflikt mit meinen Mitmenschen und eigentlich kann ich die Sache, die die Anderen machen gar nicht als "Laufen" oder "Gehen" bezeichnen. Nein - das hieße die Wahrheit, und nichts als die reine Wahrheit, mit den zum Gehen nötigen Werkzeugen zu treten, da es sich im Prinzip um ein stetiges geh-hindert bzw. geh-bremst werden handelt. Oft liege ich wach im Bett und bin versucht das Paradoxon „Mit dem Strom entgegen schwimmen“ zu lösen.

Meine Freundin P. hatte es in Nicaragua geschafft (es wurde leider nur von mir registriert), in dieser Hinsicht allen Fässern die Böden auszuschlagen, indem sie es zu Wege brachte eine Schar Eingeborener beim „Gehen“ hinter sich anzustauen. Der geneigte Leser mag jetzt denken „Hm. Und? Meine Großmutter selig schaffte das auch.“. Der geneigte Leser mag bedenken, dass P. eine gesunde Mittdreißigerin ist. Auch hat er wahrscheinlich noch keinen Centromericano „laufen“ sehen. Ich auch nicht. Höchstens - na nennen wir es mal - „fortbewegen“ in einer Art, dass Herr Heisenberg seine Unschärferelation dergestalt umschreiben müsste, dass bei bekanntem Aufenthaltsort die Ankunftszeit ungewiss ist (vielleicht könnte die westliche Entwicklungshilfe in diesem Bereich mal etwas bewegen).

Mehr Fotos zur Nicaraguareise auf Picasa Zeit spielt keine Rolle in Centroamerica Anflug auf Panama City

P. lief also schmalen Wegs, hinter sich eine Gruppe Menschen wissend, deren letztes Glied ich bildete. Und nun geschah das für mich Unbegreifliche: die nicaragüenses begannen nach jedem „Schritt“ einen weiteren auf der Stelle zu treten! Ich trat etwas seitlich, um Kenntnis von der Ursache der auch für mich ungewohnten Situation zu bekommen und musste sehen, dass P. ihre Schrittlänge auf ein Mindestmaß geschrumpft hatte. Nein, es waren keine Fußlängen mehr - vielmehr „ging“ sie, indem sie bei jedem „Schritt“ gerade die Zehen ihres einen Fußes etwas vor die des anderen schob. Was sollte ich in dieser Situation tun? Ich entschied mich einfach stehen zu bleiben, so dem Schauspiel beizuwohnen, um dann zügigen Schrittes mit allen anderen den auf uns wartenden Wagen zu erreichen…

Es gab noch verschiedene ähnliche Umstände. Der nächste ereignete sich auf dem Rückflug von Nicaragua auf einem Zwischenstopp in Panama. Meine liebe Amiga P. hat – bedingt durch Ihre Tätigkeit als Journalistin – eine ganze Menge ebenfalls beruflich den Kontinent bereisender Amigos. Einen solchen traf sie auf besagtem Aeropuerto, als sie nur „schnell“ etwas Chocolate kaufen wollte. Ich blieb nichts Aufregendes ahnend beim Gepäck und wartete und wartete. Die Erfolgreichen auf dem Flughafen schafften es - durch Geld, Einfluss oder durch Glück, bzw. Pünktlich- oder Schnelligkeit - ein Ausreisevisum zu ergattern bzw. ihr Flugzeug zu erreichen, und machten ihren Weg in die Neue Welt bzw. ans Reiseziel. Die anderen aber warteten in Casablanca bzw. Panama - und warteten und warteten und warteten. Ich suchte sie. Mit doppeltem Gepäck, dieses vor Räubern und Dieben schützend. Sie fand mich. Als ich dabei war das Flugzeug allein zu besteigen. Dabei sah ich sie das einzige Mal rennen. Was man eben so mit Flip Flops „rennen“ nennen kann. Die nächsten 5000 km bis zu unserer Ankunft in Santiago de Chile saß sie schwitzend und schäumend wie eine Stute nach einem Parforceritt neben mir.

Ein andermal gefiel mir sehr, dass meine liebe Amiga P. mit ihrer Tochter in Streit geriet, dessen Ursache darin lag, dass sie im Büro so lange zum Telefon brauchte, dass ihrer Tochter, welche wegen irgend einer dringenden Sache anrief, das gezahlte PrePaid Volumen knapp wurde. Der Gegenstand ihres Anrufes konnte nicht mehr hinreichend geklärt werden…

 

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